Informationen und Programm:
Von Bürgis „Small Data“ zu modernen „Big Data“ Anwendungen
Wenn man die Leistungen Keplers und Bürgis beurteilt, sollte man sich erinnern, dass Kepler nur gerade 12 spezielle Beobachtungen zur Verfügung standen, um der Ellipsenbahn des Mars auf die Spur zu kommen, ein typischer Fall von ‚Small data‘. Heute im Zeitalter von ‚Big data‘ sind Projekte ungleich grösseren Ausmasses möglich, die aber, bevor der Mensch sie bewerten kann, mit Methoden der künstlichen Intelligenz bearbeitet werden müssen. Das wiederum wirft Fragen nach dem Wahrheitsgehalt der manipulierten Daten auf. Im wissenschaftlichen Teil des Zukunftsforums soll auf Chancen und Risiken von ‚Big data‘ eingegangen werden.
Wissenschaftlicher Teil
14.00 – 14.30 Uhr: Die Erkundung des Mars mit Robotern mit Dr. Robin Phillips, maxon international ag
14.30 – 15.00 Uhr: Auf der Jagd nach aktiven jungen Sternen (HOYS), Projekt für Amateurastronomen mit Dr. Dirk Froebrich, University of Kent, UK
15.00 – 15.30 Uhr: Pause
15.30 – 16.00 Uhr: Wann ist Messen vermessen? Mit Prof. Gerd Folkers, ehem. Präsident des Schweizer Wissenschaftsrates
16.00 – 16.30 Uhr: Abschliessende Bemerkungen zur Bürgi Sonderausstellung mit Dr. Peter Fux, Kulturmuseum St. Gallen
Kultureller Teil
17.00 – 18.30 Uhr: Führung durch den Stadtpräsidenten durch das mit dem Wakkerpreis 2023 ausgezeichnete Lichtensteig
18.30 – 20.00 Uhr: Bodega NOI, Lichtensteig
20.15 – 22.00 Uhr: Besuch in der Jungen Bühne Toggenburg: PETER HAAS, «Just Listen!» - eine Sinfonie am Schlagzeug – Konzert im Dunkeln
Flyer und Programm:
Vorträge 2022
Beim Zukunftsforum am Samstag steht aus aktuellem Anlass der Umgang mit Krisen im Mittelpunkt. Ein Vortrag beschäftigt sich mit den Fragen: Wie entstehen Krisen und wie kann man die Schwierigkeiten bei der politischen Umsetzung vermindern, um tatsächlich Veränderungen erreichen zu können? Ein zweiter Vortrag geht der Frage nach, wie man die jüngere Generation in der Schule vorbereiten kann, um mit Krisen zurecht zu kommen.
Anatomie der Krisen / Didaktik der Zukunft
Der Vortrag richtet sich vor allem an junge Zuhörer. Wo wir hinschauen, ist das tägliche Leben geprägt von Krisen: Corona-Krise, Finanzkrise, Klimakrise, Ukraine-Krise, usw. Doch was ist eigentlich eine Krise? Im Vortag wird anhand des Beispiels eines Flugzeugabsturzes im Jahr 1998 (Flug SR 111 vor Halifax, CA) die charakteristische Struktur und der typische Verlauf einer fatalen Krise herausgearbeitet. Diese Struktur ist mehr oder weniger allen Krisen gemeinsam. In Zukunft wird es entscheidend sein, dass kommende Generationen Krisen früher erkennen und effizienter bekämpfen können, als dies heute der Fall ist. Aber eigentlich ist oftmals schon der Reifeprozess der jungen Menschen von «persönlichen Krisen» geprägt. Wie kann die Jugend auf die Bewältigung von diesen und grösseren Krisen vorbereitet werden? Der Vortrag versucht dazu Antworten zu geben.
Politische Wege zur Krisenbewältigung
Die Zeiten sind unruhiger geworden. Pandemie, Klimaerwärmung oder der Ukrainekrieg bewegen die Menschen und beschäftigen die Welt. Der ehemalige Ständeratspräsident Hans Altherr und der Lichtensteiger Stadtpräsident und Kantonsrat Mathias Müller diskutieren über politische Wege, um die Krisen bewältigen zu können. Es erfolgt ein kritischer Rückblick auf die Vergangenheit und es werden daraus mögliche Lehren für die Zukunft gezogen.
Treibhausgase in der Atmosphäre
Das Fortschreiten der globalen Erwärmung und der Zusammenhang mit ihrer Hauptursache, der Verbrennung fossiler Brennstoffe zur Deckung des Energiebedarfs unserer modernen Gesellschaft, sind wissenschaftlich belegt. Mittels neuartiger Energiequellen wird eine Dekarbonisierung der Welt vorangetrieben, aber es braucht auch negative Emissionstechnologien, um die verbleibenden Treibhausgasemissionen z.B. aus der Landwirtschaft zu kompensieren. All diese aufwändigen Massnahmen setzen ein fundiertes Wissen über die Quellen und Senken der Treibhausgase voraus. Wie kann die Konzentration von Treibhausgasen von der Erde und von Satelliten aus gemessen werden und wie können daraus Emissionen abgeschätzt werden? Wie schnell müssen wir CO2 reduzieren, um die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen?
Der Roboter-Bauer
Die Digitalisierung bietet generell den Vorteil, Aktionen gezielt und Ursachen bezogen vorzunehmen. Das erhöht nicht nur die Effizienz, sondern vermeidet auch unnötige Belastungen zum Beispiel der Umwelt. Gerade in der Landwirtschaft ist die heutzutage übliche totale Besprühung einer Grossfläche mit Chemikalien zur Unkrautbekämpfung umweltbelastend und teuer. Das lässt sich verhindern durch den aufeinander abgestimmten Einsatz verschiedener Digitaltechniken. So wird im ersten Schritt das Areal von bildaufnehmenden Drohnen überflogen, danach werden in den Bilddaten mittels spezieller Algorithmen die Unkrautpflanzen identifiziert und lokalisiert, so dass im dritten Schritt ein digital gesteuerter Sprühroboter an den Ort der Pflanzen geführt werden kann. Dadurch benötigt man in der Regel nur noch wenige Prozent der Chemikalienmenge, die heutzutage versprüht wird.
Präsentationen:
Flyer und Programm:
Vorträge 2021:
Neudenken, Andersdenken, Umdenken
Den Startpunkt des vom Lichtensteiger Stadtpräsidenten Mathias Müller geleiteten Zukunftsforums setzte der Physiker Dr. Fritz Heiniger mit Überlegungen zu Jost Bürgi, der, wohl nachdem er in der Schlosserei seines Vaters das Metallhandwerk erlernt hatte, in jungen Jahren seine Heimat verliess und auf Wanderschaft ging. Am fürstlichen Hof in Kassel und später am Kaiserhof in Prag zeigten sich seine vielen Talente. Vielleicht gerade deshalb, weil er nicht über eine zu dieser Zeit übliche klassische Bildung verfügte. «Er musste eigene Wege finden, und er war auch nicht durch Erwartungen vorgeprägt», erklärte Heiniger, und fragte sich, was dies für unsere Zeit bedeutet.
Gepflanztes Fleisch aus dem 3D-Drucker
Zwar nimmt wegen des wachsenden Wohlstands der Fleischkonsum weltweit noch immer zu. Vor allem in der westlichen Welt aber wächst die Nachfrage nach Alternativen. Eine solche Alternative stellte der ETH-Professor Erich J. Windhab vor, indem er erläuterte, wie gepflanztes Fleisch aus dem 3D-Drucker entsteht. Das ist ein ziemlich anspruchsvolles Vorhaben. Bis aus Erbsenproteinen und – fasern eine fleischähnliche Substanz entstehen konnte, brauchte es viel Forschung.
Motors, Mars, Mobility
Mit Dr. Ulrich Claessens, dem Chief Technology Officer von maxon motors in Sachseln, ging es auf den Mars. Dort nämlich haben die Kleinstmotoren seiner Firma schon manche Bewährungsprobe bestanden. Etwa, als es kürzlich darum ging, den Helikopter Ingenuity zum Abheben zu bringen. Maxons Motoren steuerten dabei den Anstellwinkel des Propellers. Und die Geschichte der Firma ist auch ein Beispiel dafür, wie ein Unternehmen aus einer Randregion Erfolg haben kann.
Neuartige Reaktorkonzepte: Nachhaltige Alleskönner?
Die Schweiz hat Glück, denn sie hat Wasserenergie. Andere Länder indes werden es schwerer haben, einen wachsenden Strombedarf zu decken. Hier kommt die Kernenergie ins Spiel, über deren Weiterentwicklung der emeritierte ETH-Professor Wolfgang Kröger referierte. «Ein Ausbau von Wind- und Sonnenkraft wird in vielen Ländern nicht ausreichen», erklärte Kröger. Aber auch die Kernenergie muss grosse Probleme lösen. Keines der aktuellen Reaktorkonzepte habe dies bereits geschafft, erklärte Kröger. «Es muss weiter geforscht werden.»
Prinzessinnen auf der Erbse
Woran immer Wissenschaft forscht, es findet statt auf dem Hintergrund einer gesellschaftlichen Entwicklung, die auch ihre bedenklichen Züge trägt. Mit ihr befasste sich abschliessend Dr. David Bosshart vom Gottlieb Duttweiler Institut. Die wichtigste Entwicklung der letzten 200 Jahre sei nicht die Elektrizität gewesen und auch nicht der Verbrennungsmotor. Sondern es ist der moderne Mensch, dieses «Bündel an Erwartungen», wie Bosshart deutlich kritisch erklärte. Denn die Erwartungen an die Technik, an die Welt und an die anderen sind immer grösser geworden – nur die Ansprüche an sich selbst hat der Mensch eher reduziert. «In Zeiten des Wohlstands sind wir super im Verdrängen.» Die Hoffnung ist es, die den Menschen treibt, die Hoffnung und die Angst. Und was brauchen wir? «Wir brauchen geduldige Menschen, die nüchtern bleiben», erklärte David Bosshart, und plädierte «für einen Pessimismus des Verstandes – wir wissen nicht so viel - , aber einen Optimismus des Willens.»
Präsentationen:
Das zweite Internationale Jost-Bürgi-Symposium fand am Samstag, 14. April 2018, 9 - 13 Uhr, in Lichtensteig statt und war der Astronomie gewidmet. Es wurden durch internationale Fachleute der Astronomieforschung (Aurora Sicilia Aguilar) und der Raumfahrt (Claude Nicollier) modernste Erkenntnisse sowie die Höhepunkte und das Wissen zur Zeit Jost Bürgis, des engsten Mitarbeiter von Johannes Kepler, präsentiert. Bürgi schuf den heute im Zürcher Landesmuseum ausgestellten Himmelsglobus, der von seinem Kurator Bernard Schüle vorgestellt wurde. Dies im Anschluss an die Präsentationen über das hybride Himmelsmodell von Bürgis Freund Ursus und über die Neuentdeckung einer bis jetzt unbeachteten Schrift, die Bürgi auch als kenntnisreichen Metallurgen ausweist.
Folgend können Sie die Inhalte der Referate herunterladen:
Folgend finden Sie die Berichte zum 2. Jost-Bürgi-Symposium:
Am 19. März 2016 fand erfolgreich das erste Jost-Bürgi-Symposium in Lichtensteig statt. Beim 1. Symposium 2016 stand mit 180 Teilnehmern die Mathematik im Zentrum. Hier finden Sie das Programm.