Wegen seiner nicht-standesgemässen Bildung erfuhr Bürgi manche Benachteiligung, der er durch aussergewöhnliche Leistungen als Uhrenmacher und Astronom den Boden entzog.
Das Schwerpunktthema des Workshop war Historische Kartographie und Globenkunde, mit folgenden Referaten von Wissenschaftlern der Uni Zürich: Jost Schmid-Lanter Ein Erd- und Himmelsglobus Notkers des Deutschen, Lisa Weigelt Die Gough Map, Jolanda Brennwald Fra’ Mauro’s Mappamondo und Raoul DuBois Das Heiligen Land Darstellen. Alle Referentinnen und Referenten zeigten anhand beeindruckender Exponate, wie präzise man zu jeder Zeit das experimentelle Wissen gesammelt, verdichtet und entsprechend visualisiert hatte. Man spürt immer den Pioniergeist, die aufgeregte Stimmung des Entdeckens neuer Gebiete und faszinierender Kulturen.
Ein weiterer bemerkenswerter Beitrag kam von Daniel Muzzulini, Mathematiker an der Zürcher Hochschule der Künste, über Jost Bürgi in Drehung: Kreisdiagramme und Rechenscheiben im frühen 17. Jahrhundert, mit dem Behandeln logarithmischer Kreisdiagramme. Man kannte sie in der Renaissance als Volvelles (rotierende Zahlenscheiben mit winkelcodierten Exponentialfunktionen), und mit ihnen ließen sich nicht nur mathematische Operationen wie die Multiplikation durchführen, sondern auch musiktheoretische Fragen veranschaulichen, damals wie heute. Interessant war auch ein Vortrag von Prof. Roman Boutellier über Sinnlose Modelle, der die unterschiedlichen Denkansätze von Naturphilosophen wie Kepler, Galilei und Newton auf der einen Seite und das mehr pragmatische Machervorgehen von Leuten wie Bürgi auf der anderen Seite beschrieb. Kurzfristig wurde der Vortrag von Prof. Peter Ullrich eingereicht zum Thema Wo waren die Ursprünge von Bürgis Mathematik? Eine Reise von Leyden bis Samarkand: Über Bürgis mathematische Ausbildung gibt es einige wenige Hinweise. So hat er zum Beispiel das Buch «Vanden Circkel» von Ludolph van Ceulen aus Leyden studiert. Offen hingegen ist die Frage, wie Bürgi zu der hochgenauen Bestimmung des Sinus-Wertes von 1° kam, die schon anderthalb Jahrhunderte vor ihm Ghiyath ad-Din Dschamschid bin Masʿud bin Muhammad al-Kashi in Samarkand behandelt hatte.
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Beim Zukunftsforum war das Schwerpunktthema die Bewältigung von Krisen. In den ersten beiden Referaten wurde behandelt: Was sind Krisen und wie sind sie strukturiert? Wie kann man sie verhindern bzw. zum Guten wenden? Wie funktioniert die Krisenbewältigung in der Politik (Referenten Hans Altherr, Mathias Müller)? Und wie kann die Jugend auf die Bewältigung vorbereitet werden (Referenten Fritz Heiniger, Roman Oberholzer)? Anschliessend wurden in zwei Vorträgen behandelt, wie man mit physikalisch-technischen Ansätzen zur Krisenbewältigung beitragen kann? So ist die Messung der CO2-Anteile in der Atmosphäre, von der Erde, aber auch von Satelliten aus vorgenommen, die notwendige Vorstufe zu realistischen Aktionen (Vortrag Dominik Brunner / Empa). Im zweiten Vortrag von Dejan Seatovic / FHS OST wurde der kombinierte Einsatz von Drohnen und Robotern in der Landwirtschaft behandelt, um klima- und umweltfreundlicher die Ernteerträge zu sichern.
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Bernhard Braunecker