Über zwei schier vergessene Genies aus unserer Gegend
Die Aktivitäten zur Neupositionierung Bürgis in der Wissenschaftsgeschichte finden mittlerweile auch ausserhalb Lichtensteigs Beachtung. So lädt die ehrwürdige Astronomische Gesellschaft Urania Zürich den auch literaturwissenschaftlich tätigen Mathematiker und Rheticusbiographen Dr. Philipp Schöbi zum Vortrag am 20. März 2020 an der Uni in Zürich ein. Die AGUZ Veranstaltungen sind öffentlich und alle am Vortrag Interessierten sind ganz herzlich willkommen. Den genauen Ort und Zeitpunkt entnehmen Sie bitte der Webseite https://aguz.astronomie.ch.
Die Universalität des aus Lichtensteig im Toggenburg stammenden Jost Bürgi (1552-1632) und seine Bedeutung für die Wissenschaften brauchen an dieser Stelle wohl nicht näher erläutert zu werden. In ihm vereinigte sich der Uhrmacher und Handwerker mit dem Erfinder, Mathematiker, Astronom und dem Künstler, und wer ihn persönlich kannte, sah in ihm ein Genie. Ein Teil des Vortrages widmet sich seinem Leben und Wirken.
Ein anderer Teil wird einen Aspekt beleuchten, der gerne übersehen wird: Verschiedene von Jost Bürgis Grosstaten wären nicht möglich gewesen ohne die Arbeiten von Nikolaus Kopernikus (1473–1543) und dessen einzigem Schüler: Georg Joachim Rheticus (1514–1574) aus Feldkirch in Vorarlberg (A). Ohne Rheticus wüssten wir heute wohl gar nichts über Kopernikus! Denn ohne den Besuch 1539 des damals 25jährigen Gelehrten beim schon fast 70jährigen Frauenburger Domherrn hätte dieser sein revolutionäres Werk über den Gang der Gestirne überhaupt nicht mehr zur Druckreife gebracht und veröffentlicht. – Rheticus setzte aber auch eigene Meilensteine in den Wissenschaften, die bis in unsere Zeit nachwirken, zum Beispiel mit seinen ersten vollständigen trigonometrischen Tafeln. Und er war wohl der einzige Gelehrte, der an allen drei grossen Umbrüchen des 16. Jahrhunderts persönlich beteiligt war: In der Religion (Luther), in den exakten Wissenschaften (Kopernikus) und in der Medizin (Paracelsus).
Jost Bürgis Mondanomalienuhr aus dem Jahre 1591.
Das wohl früheste erhaltene künstlerische Bekenntnis zur Lehre des Kopernikus.
Philipp Schöbi / Helmut Sonderegger (Hrsg.):
Rheticus – Wegbereiter der Neuzeit. Eine Würdigung.
Wie einer auszog, die Welt zu verändern.
Zweite und erweiterte Auflage. Gebundene Ausgabe, 256 Seiten, Bucher Hohenems 2014.
ISBN 978-3-99018-263-5
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