Stars der Zeitmessung in Lichtensteig: Astronomie, Sport und GPS-Navigation
Bei Jost Bürgi waren es vor 430 Jahren die echten Stars – also die Fixsterne – die ihn zu Höchstleistungen anspornten.
In unserer Zeit sind es die künstlichen Stars der GPS-Satelliten, die uns lenken.
Und die Schnellsten des Sports, die uns begeistern.
Die Stars der Astronomie der Neuzeit, der Sportzeitmessung sowie unserer GPS-Navigation sind am Samstag, 4. Mai 2019 in Lichtensteig am Bürgi-Symposium vereint und werden von hochrenommierten Fachleuten präsentiert. Die Einheit der Zeitsekunde ist die physikalisch am feinsten definierte, gemessene, nachgemessene, genutzte und reproduzierbare Grösse der Wissenschaft und Technik. Sie dient nicht nur zur Bestimmung der Zeit, sondern in Kombination mit einem Laser auch zur Ermittlung von Distanzen. Aus Jost Bürgis 1584 erster für wissenschaftliche Zwecke genutzter Sekundenuhr wurden Atomuhren für die Astronomie und Geodäsie, in Verbindung mit Zielfilmkameras für die Laufzeitmessung im Sport, und für die Steuerung und Kommunikation der Globalen Positionierungs- und Navigationssysteme überall für Jedermann. Die Schweiz behauptet in all diesen Gebieten eine international führende Position: Swisstiming, Leica Geosystems und Metas sind in ihren Gebieten allererste Adressen.
Jost Bürgis astronomische Uhren zu Beginn
In seinem ersten Vortrag nach der Eröffnung des Symposiums durch Stadtpräsident Mathias Müller berichtet der Uhrmachermeister und Wissenschaftshistoriker Prof. Dr. Günther Oestmann über zwei Hauptwerke Bürgis, die sich heute in Wien befinden: die astronomische Planetenuhr aus dem Jahre 1605 und die in der Kunstkammer neben der Bronzebüste Kaiser Rudolfs II ausgestellte Bergkristalluhr aus dem Zeitraum 1622/27, die Bürgi selbst mit ihrem integrierten transparenten Himmelsglobus sowie Sekundenzeiger und automatisierten Zwischenaufzug als sein Meisterwerk betrachtete. Dr. Peter Plassmeyer berichtet anschliessend aus den von ihren Grünen Gewölbe her weltbekannten Dresdener Kunstsammlungen als Direktor des nicht minder bestückten Mathematisch-physikalischen Salons über ausgewählte Uhren seines Bestandes, darunter auch eine Bürgi-Uhr.
Nach der Pause wird es sportlich, schnell und hochaktuell
In seiner Funktion als Verwaltungsrat der Swisstiming Ltd, Corgémont, aber vor allem als jahrzehntelanger Pionier der Sportzeitmessung berichtet nach der Kaffeepause Peter Hürzeler aus erster Hand zum Thema «Wie kam die Zeit zum Sport?». Vor genau 5 Jahrzehnten trat er in die Firma Omega ein und betreute dort die Sportzeitmessung als sie 1988 mit der Longines Timing zur Swisstiming Ldt. fusionierte. Ob Hürzeler die Sportzeitmessung stärker prägte als diese ihn, lässt sich nur zu seinen Gunsten beantworten. Wie letztes Jahr schon mit dem Astronauten Claude Nicollier ist es dem Bürgi-Team auch 2019 gelungen, den international bedeutendsten Experten auch dieses High-Tech-Gebietes als Referenten zu gewinnen. Den Abschluss bilden die vom Menschen rund um den Globus platzierten künstlichen Stars der Satelliten und GPS-Systeme. Dafür konnte der ebenfalls international erfahrene Forschungsverantwortliche des Eidgenössischen Instituts für Metrologie Metas Dr. Beat Jeckelmann gewonnen werden. Sein Thema «Zeitdefinition und moderne Zeitmessung» zeigt die neuesten Erkenntnisse auf und beendet um 13.15 Uhr die Symposiumsveranstaltung zum Thema Uhren und Zeit. Und diese drei Stunden Zeit sollte man sich nehmen.
Fritz Staudacher