Weltneuheit zu Bürgi-Symposium
Bürgis geniale Rechenscheibe
Am beigefügten Beispiel scheint beides zuzutreffen. «Zur Würdigung der Meisterleistung Jost Bürgis habe ich in der letzten Auflage meines Buches einen kleinen Schritt von der zweidimensionalen Darstellung in die dreidimensionale Realität gewagt» schreibt Blog-Leser Klaus Truemper «und auf Lexan-Kunststoff die beiden Skalen der arithmetischen und geometrischen Zahlenfolgen drehbar zueinander so angeordnet, dass wir die erste echte dreidimensionale Bürgi-Rechenscheibe in den Händen halten». Und der Buchautor fährt fort: «Wenn Bürgi dieses Thema verfolgt hätte, wäre er 1620 auch Erfinder der Rechenscheibe geworden und nicht erst William Oughtred im Jahre 1632.» Die zeitliche Reihenfolge ist ebenso unumkehrbar wie die inhaltliche: 1620 publiziert Bürgi sein Titelblatt mit den ersten Progresstabulen und der ersten kreisartigen Gegenüberstellung zweier logarithmischer Skalen. Somit ist die Rechenscheibe nur teilweise Oughtreds Erfindung. Die Voraussetzungen für Ouhgtred schuf Bürgi.
Adoption schuf Jost Bürgis Erfindungen durch das British Empire
Die stärksten Ähnlichkeiten und Einflüsse mathematisch neuer Erfindungen Jost Bürgis entdecken wir erst heute in der britischen Mathematik des Elisabethanischen Zeitalters und des beginnenden 17. Jahrhunderts. Während sich Johannes Kepler mit Unterlagen Tycho Brahes im Beisein und mit neuen Methoden Jost Bürgis in Prag an die Bestimmung der elliptischen Bahnform des Planeten Mars macht, formiert sich das Inselreich nach der Niederlage der Spanischen Armada 1588 unter dem Begriff des British Empire zur weltweiten Kolonialmacht.
Napiers Rechenstäbchen und Bürgis Rechenscheibe
Mit dem Schotten John Napier (1550-1619) muss sich seit Jahrhunderten Jost Bürgi (1552–1632) den Ruf des Erfinders der Logarithmenrechnung teilen. Dazu hat Napier Rechenstäbchen entwickelt. Andererseits ist der Engländer William Oughtred (1574–1660) zu Unrecht der alleinige Erfinder der Rechenscheibe, wie dies die Geschichtsschreibung vorgibt, sondern ihr erster Realisator. Eine solche Rechenscheibe basiert auf Jost Bürgis Erfindung der kreisförmigen Darstellung zweier korrespondierender Skalen, wie er sie 1620 auf der Titelseite seiner «Aritmetischen und Geometrischen Progress-Tabulen» veröffentlicht hatte. Kaum war Jost Bürgi 1632 gestorben, da kam Oughtred auch schon mit zwei kreisförmigen kongruenten logarithmischen Skalen auf den Markt und gilt seither nicht nur als alleiniger Erfinder der Rechenscheibe sondern auch des Rechenschiebers. Dabei stammen Oughtreds Basiselemente der logarithmischen Skala und der kreisförmigen Anordnung eindeutig von Jost Bürgi, ohne, dass dessen Name erwähnt wird. Wieder neu ist die zweite Erkenntnis, dass Jost Bürgi zwar die Voraussetzungen der Rechenscheiben schuf, aber ihre Erfindung ausschliesslich als Werk Oughtreds betrachtet wird.
Der geniale Conjurer Dr. John Dee besucht Bürgi in Kassel
Sowohl der Begriff «British Empire» als auch wichtige Informationen zu Bürgis Mathematik sowie Geheimdienstberichte über die Angriffsabsichten der spanischen Armada erhält die dem Hause der Stuarts zugehörende britische Herrscherin
Elizabeth I. von ihrem vertrauten 007-Geheimdienstmann und Conjurer Dr. John Dee (1527-1608), dem zu seiner Zeit wohl bedeutendsten Universalgelehrten des Okzident, der Mathematik und Alte Sprachen in Cambridge und Oxford studiert,
bei Mercador und Gemma Frisius in den Spanischen Niederlanden Kartographie und Vermessung gelernt sowie Euklid aus dem Griechischen in Paris unterrichtet hatte und der sechs Sprachen fliessend sprach, dazu eine Geheimschrift beherrschte. Ihm war es gelungen, während einer Woche im Juli 1589 in Kassel Jost Bürgi, den Astronomen Christian Rothmann und seinen Fürsten Wilhelm IV. aufzusuchen und geheimdienstlich abzuschöpfen. Wie man erst 2016 entdeckt, war Henri Briggs spätestens im Jahre 1609 im Besitz des Kunstweges Bürgis und all seiner Algorithmen einschliesslich Quinquisection, Differenzenrechnung und Tabellengenerierung bei der Erstellung der Briggs’schen Logarithmentafeln.
Selbst Charles Babbage trat im 19. Jahrhundert noch ohne den Hinweis auf Jost Bürgi mit dessen Kunstweg-Schema auf.
Zwei Wochen nach Ostern Freitags-Workshop und Symposiums-Samstag
Alljährlich zwei Wochen nach Ostersamstag ist in Lichtensteig Bürgi-Symposiumstag. Der Stadtpräsident Mathias Müller zusammen mit dem Stadtrat und der Gemeindeverwaltung lädt die breite Öffentlichkeit auf Samstag, den 4. Mai 2019 ein, zwischen 10:00–13:15 Uhr von namhaften Fachleuten mehr über den grossen Sohn des Toggenburg zu erfahren. Und dies nicht nur in Bezug auf die Vergangenheit, sondern auch im Hinblick auf die heutigen Auswirkungen. Am Freitag um 14 Uhr beginnt bereits der Bürgi-Workshop zur Experten-Diskussion, für die man sich einschreiben muss.
Uhren und Zeit – einschliesslich Hochleistungssportmessung
So berichtete letztes Jahr unter dem Symposiumsthema «Mit Bürgi zu den Sternen» im Schlussreferat der erfahrene Astronaut und Astrophysiker Prof. Claude Nicollier über seine vier Weltraummissionen und über tausend Weltraumaufenthaltsstunden zur Nachrüstung und Korrektur von Weltraumsystemen. Diesmal ist es zum Thema «Uhren und Zeit» vor dem abschliessenden fünften Referat des Metas-Forschungsdirektors Dr. Beat Jeckelmann der spannende Bericht Peter Hürzelers als 19-facher Olympiade-Teilnehmer: und zwar als Mr. SwissTiming jeweils für die gesamte Zeitmessung zuständig. Daraus ergeben sich die Medaillenränge, in kritischen Situationen der Sekundenbruchteilgleichheit die Zielbildanalysen der Reihenfolge der Sportler auf Brusthöhe.
Brahe, Briten und Plagiate
Doch auch in der Wissenschafts- und Technikgeschichte geht es um die Bestimmung des wahren Ersten. Gerade zu Bürgis Zeiten schreckte man vor nichts zurück, um Erfinder genannt zu werden, ohne es in Tat und Wahrheit zu sein. Das Plagiat erlebt eine Hochkultur, und ebenso der alles an sich reissende Tycho Brahe, vor dem Jost Bürgi seine Erfindungen geheim hält. Auch noch als Brahe eines überraschenden Todes gestorben ist, geht der Schutz vor den Brahe-Erben weiter. Doch dann kam 1632 der eigene Tod und dann nochmals weitere Plünderungen während 16 weiteren Kriegsjahren auf deutschem Boden. Dass die britische Mathematik der stille und heimliche Plagiator wird, wird erst heute entdeckt. Auslöser dieser historischen Korrektur ist der texanische Professor für Computerwissenschaften Klaus Truemper und sein Werk «The Construction of Mathematics – the Human Minds greatest Achievements.»