Kostbare Uhren und noch kostbarere Zeit

Symposium Samstag 10-13.15 Uhr - Experten-Workshop am Freitagnachmittag

Stadtpräsident Mathias Müller, der diese Veranstaltung bereits 2016 erstmals nach Lichtensteig geholt hat und seither mit dem Jost-Bürgi-Forum organisiert, lädt an zwei halben Tagen Experten und die interessierte Öffentlichkeit zu Veranstaltungen ein, an denen die Tragweite der Erfindungen des Toggenburger Genies bis heute

aufgezeigt und diskutiert wird. Der öffentlichen und ohne Anmeldung zugänglichen Symposiums-Veranstaltung am Samstag, 4. Mai 2019 von 10-13.15 Uhr geht am Freitagnachmittag von 14-18 Uhr ein Experten-Workshop voraus, zu dem man sich über die Website www.jostbuergi.com aufgrund limitierter Platzzahl anmelden muss.

 

In drei Symposiums-Stunden ein Zeitsprung von vierhundert Jahren

Für das diesjährige Thema «Von Bürgis Uhren zur Femtosekunde – eine kurze Geschichte der Zeitmessung» haben die wissenschaftlichen Leiter Dr. Bernhard Braunecker, Vizepräsident der Schweizerischen Physikalischen Gesellschaft und Prof. Dr. Peter Ullrich, Universität Koblenz-Landau, wieder hochkarätige Themen und Referenten zusammengeführt. Im Verlaufe der drei Stunden mit Pause wird der Zeitraum von 1584 bis 2019 abgedeckt. Jost Bürgi ist der erste Uhrmacher, dem es 1584 gelang, eine Uhr so präzise zu bauen, dass der Zeitpunkt einer astronomischen Beobachtung in Sekundengenauigkeit angegeben werden konnte, was präzisere Bahnbestimmungen der Sterne, Planeten oder Kometen erlaubte.

 

Tätig von 1592 an immer wieder in kaiserlichem Auftrag, vereinten sich vor allem bei seinen Uhren, die er ab 1603 auf dem Prager Hradschin als Kaiserlicher

Uhrmacher entwickelte und baute, höchststehende Technik mit schönster Ästhetik: präzise Preziosen.

 

Wo steht Bürgis perfekteste Uhr, wenn man seinen Zürcher Himmelsglobus nicht dazu zählt? In der Rudolphinischen Kunstkammer des Wiener Kunsthistorischen Museums. Er fertigte sie zwischen 1622 und 1627 im Auftrag des Fürsten Karl von Lichtenstein für den Habsburger Kaiser Ferdinand II. und bezeichnete sie selbst

als sein gelungenstes Stück. Sie ist als «Wiener Kristalluhr» bekannt. Der promovierte Uhrmachermeister und Professor für Wissenschaftsgeschichte Prof.

Dr. Günter Oestmann hat sich dieses Wunderwerk etwas genauer angesehen und berichtet am Samstag nach der Symposiums-Eröffnung durch den Stadtpräsidenten

um 10 Uhr darüber als erster der vier Symposiumsreferenten. Wie weit bestätigt er die kürzlich vom Geochemiker und Mineralogen Dr. Tilmann Althaus geäusserte

Vermutung, ein wesentliches Stück Heimat habe der damals über Siebzigjährige als tragende und transparente Hülle verwendet und vorher vom bekannten

Mailänder Künstler Ottavio Miseroni bearbeiten lassen: einen Schweizer Bergkristall. In Wiens Kunsthistorischem Museum tickt aber auch noch eine

weitere Bürgi-Präziose – seine Planetenuhr, in der er sowohl das alte ptolemäische als auch das kopernikanische Weltmodell als Referenz einsetzt. Zwei in der Schweiz kaum bekannte Hauptwerke.

 

Der darauf folgende Referent kommt aus einer anderen Bürgi-Schatzkammer erstmals nach Lichtensteig:

Dr. Peter Plassmeyer ist Direktor des Mathematisch-Physikalischen Salons in Dresden, wo sich Bürgi schon zu Zeiten des Kurfürsten August von Sachsen Anregungen holte und wo auch eine seiner Observatoriums-Uhren zur unvergleichlichen Sammlung zählt.

 

Was ist Zeit heute?

Nach der Pause mit einer Tasse Kaffee erfolgt der Sprung in die Neuzeit: konkret in die Sportzeitmessung. Hier ist es kein Geringerer als Peter Hürzeler von

Swisstiming, der als kompetenter Experte zu Wort kommt, war er doch an 19 Olympischen Spielen für die Zeitmessung zuständig! Seitdem Peter Hürzeler auch

die auf Laserlaufzeitmessung beruhende Leica-Weitenmessung ins Olympiaprogramm nahm, kennt der Autor dieser Zeilen, Symposiumsinitiator und Bürgi-Biograph

Fritz Staudacher, den souveränen Hunderstelsekundenmann Peter Hürzeler als eine der respektiertesten und beliebtesten Persönlichkeiten des gesamten Sports. Mit

ihm werden die 40 Minuten wie im Flug vergehen und von Dr. Beat Jeckelmann, dem Forschungsleiter des Eidgenössischen Instituts für Metrologie übernommen, der über Zeitmessungen im Piko-, Femto- und Attosekundenbereich berichten wird. Damit lassen sich die Atomuhren in Navigationssatelliten immer

genauer machen, lassen sich mit Laserpulsen von Femtosekunden Dauer medizinische Eingriffe vornehmen und kann man mit noch kürzeren Laserpulsen die Zeitabläufe chemischer Reaktionen untersuchen. Pro memoria: eine Attosekunde ist unvorstellbar kurz 0,000'000'000'000'000'001 Sekunde! Dr. Beat Jeckelmann wird in seinem Vortrag zum Thema Zeitdefinition und moderne Zeitmessung in Dimensionen vorstossen, die die Messtechnik zum Treiber noch schnellerer Methoden und noch kleinerer Objekte macht: einen Weg ins immer feinere Unteilbare. Welch Kontrast zum letztjährigen Symposium, als von der Unendlichkeit, von der Suche nach

Exoplaneten und der Raumfahrt die Rede war. Und dann die Erkenntnis, dass dieser Jost Bürgi einer der ihren war. Uhrmacher von Beruf, Astronom aus Berufung, Mathematiker aus Notwendigkeit, und Erfinder aus Leidenschaft.

 

Experten am Freitagnachmittag im Workshop

Die Beschäftigung mit Bürgi wächst. Die Biographie liegt bereits in vierter Auflage vor. Immer mehr Astronomen, Mathematiker, Wissenschaftshistoriker und Uhrmacher

beschäftigen sich mit diesem Phänomen, das so lange verstummt war. Aus all diesen Bereichen tragen solche Bürgianer ihre neuen Erkenntnisse vor. Hier rückt zur Präsentation die Diskussion in den Mittelpunkt. Ein Bürgi Uhrenkonservator wie Michael Beck aus Kassel, ein Astronomiehistoriker Dr. Jürgen Hamel aus Berlin und zwei Professoren für Wissenschaftsgeschichte wie Dr. Tilman Sauer aus Mainz oder wie Dr. Jan Lacki aus Genf bringen hier ihre Themen ein und pflegen den interdisziplinären und internationalen Erfahrungsaustausch unter Professor Dr. Peter Ullrichs Monitoring, der selbst ebenfalls Mathematikhistoriker ist. Der erste Redner an diesem Freitag-Nachmittag-Workshop hat es nicht weit an die Veranstaltung, aber blickt weit zurück: Dr. Hans Büchler kennt wie kaum ein anderer das Lichtensteig des Jost Bürgi und erläutert den weithergereisten Bürgianern das Leben zu dieser Zeit – als findiger Historiker und vielseitiger Publizist immer wieder

Neues bietend. Hierzu ist eine Anmeldung erforderlich, am einfachsten direkt auf der Website www.jostbuergi.com

Kontakt

Gemeinde Lichtensteig und Symposium

Mathias Müller, Stadtpräsident

Hauptgasse 8

9620 Lichtensteig

mathias.mueller@lichtensteig.sg.ch

0041 58 228 23 99

Sekretariat

Maurine Gübeli

Hauptgasse 8

9620 Lichtensteig

maurine.guebeli@lichtensteig.sg.ch

0041 58 228 23 89


Spendenkonto: 

Raiffeisenbank Mittleres Toggenburg, Wattwil

Jost Bürgi - Gedächtnis - Stiftung zur Förderung kultureller Bestrebungen in Lichtensteig

CH89 8080 8003 8506 8917 6