Astronomische und kulinarische Sensationen in Lichtensteig

Willi Schmid gelingen Geschmacksnuancen und eine Käsequalität, die der Besucher des Städtchens sich nicht entgehen lassen sollte, ebensowenig wie die zum Café gleich neben der «Städtlichäsi» im Verkaufsraum des grössten Arbeitgebers Lichtensteigs erhältlichen «Kägifret»-Waffeln, die nirgends besser schmecken als hier. Anlässlich des zweiten Internationalen Jost Bürgi Symposiums hatte der Lichtensteiger Stadtpräsident Mathias Müller die schon am Freitag tagende interdisziplinäre

und international besetzte dreissigköpfige Workshop-Expertenrunde (siehe unten) zu Willi Schmid in die «Städtlichäsi» eingeladen. Hier bekocht der seine

Produkte bis nach New York ins beste Restaurant der Welt «Humm's» liefernde Profi selbst spezielle Gäste in seinem Veranstaltungsraum. Dieses Expertengremium war, entsprechend der Universalität Jost Bürgis, bunt gemischt aus Fachleuten verschiedenster Ausbildung und Kompetenz.

 

Uhrenkoryphäen unter sich: Seit Jost Bürgis Zeiten war wohl niemals mehr so viel Uhrenkönnen und umfassendes Uhrenwissen im Städtli vereint wie an diesem Wochenende. Gleich beim Eingang des Veranstaltungsraums in Schmids «Städtlichäsi»- hatte sich am ersten Tisch ein Uhrencluster gebildet. Da sass der Bürgi-Astronomiehistoriker Jürgen Hamel und die Creme de la creme des Uhrensachverstandes zusammen: Fortunat F. Mueller-Maerki (Chairman National Watch & Clock Library, and Founder Bibliographia Horologiae Mundi (N.Y.) mit Kassels Uhrenrestaurator und Bürgianer Michael Beck sowie den beiden gelernten Uhrmacher-Handwerksmeistern und Professoren der Physik Ludwig Oechslin (Luzern/La-Chaux-de-Fonds) und der Wissenschaftsgeschichte Günther Oestmann (Berlin/Bremen). Am letzten Tisch beispielsweise sah man ETH-Mathematikprofessor Jörg Waldvogel im Gespräch mit Rheticus-Biograph Philipp Schöbi, dem Sonnenuhrexperten und Physiker Helmut Sonderegger, dem Bürgi-Film-Produzenten Rüdiger Findeisen sowie Bürgi-Biograph Fritz Staudacher zusammen mit dem Physiker Fritz Heiniger, der sich grundlegende Gedanken zum Phänomen Zeit macht. Etwas später gesellte sich Astronaut und Astrophysiker Claude Nicollier hinzu, weil er auf seinem Weg von

Lausanne nach Lichtensteig in der russischen Botschaft in Bern gleichentags noch zum traditionellen Juri-Gagarin-Festtag eingeladen war. Abgesteckt wurde bei Willi Schmid am Tisch der Uhrenkoryphäen schon das nächstjährige Symposium, das Bürgis Uhren und der Zeit gewidmet sein wird. Und am Freitagabend den 3. Mai 2019 wieder dem leiblichen Wohl - bei Willi Schmid wohl.

 

Hochkarätige Workshop-Experten: Der Experten-Workshop war hochkarätig und interdisziplinär mit Fachleuten aus den USA, England, Deutschland, Österreich

und der Schweiz besetzt und hatte am Nachmittag im Rathaussaal nach Kurzvorträgen diskutiert – Diskussionen, die bei Willi Schmid weitergeführt wurden. Neben den Uhrmachern unterhielten sich die Astrophysikerin mit dem Mathematiker, der Museumkonservator mit dem Informatiker, der Historiker mit dem Filmproduzenten, der Chemiker mit dem Schriftsteller, und der Museumsdirektor mit dem Professor für Wissenschaftsgeschichte. Alt-Ständeratspräsident Hans Altherr führte die Namensliste an, gefolgt von App Rolf - Baumann Erich - Beck Michael - Billotet-Hoffmann Claudia - Braunecker Bernd Holger - Braunecker Bernhard - Büchler Hans - Dreyer Hans Peter - Egli Ernst - Findeisen Rüdiger F. - Haeffner Torsten - Haeggberg Oliver - Hamel Jürgen – Hauck Richard - Heiniger Fritz - Hoffmann Klaus - Just Dieter - Keller Pascal - Lachenmeier Andreas - Mueller-Maerki Fortunat - Müller Mathias - Oechslin Ludwig - Oestmann Günther – Rusterholtz Roger - Schmid Thomas - Schöbi Philipp - Sicilia-Aguilar Aurora - Sidler Heiner - Sonderegger Helmut - Staudacher Fritz und Waldvogel Jörg.

 

Mit Bürgi zu den Sternen: Nur zwölf Stunden nach dem Besuch der Städtlikäserei traf man sich wieder zum Thema "Mit Bürgi zu den Sternen" in der Bürgi-Halle vor rund 250 Gästen. Nach dem historischen Teil mit neuen Erkenntnissen über Bürgis Geheimhaltungspolitik, der Vorstellung eines neuentdeckten Bürgi-Textes über

Erz- und Metallprüfung durch Jürgen Hamel, der Präsentation des von Bürgi für seinen Freund Ursus gefertigtem kosmischen Planetenmodells durch Günther

Oestmann und einer detaillierten Beschreibung von Bürgis Zürcher Himmelsglobus durch Bernard Schüle kam man zur Bedeutung Jost Bürgis in unserer Zeit.

SPS-Vorstandsmitglied Bernhard Braunecker führte durch den zweiten, von Bürgi geprägten und den modernen Methoden gewidmeten Symposiumsteil und berichtete

selbst von interessanten Beispielen der Messtechnik, gefolgt von einer faszinierenden Präsentation der Astrophysikerin Aurora Sicilia-Aguilar mit beeindruckenden Beobachtungskonzepten und Forschungsresultaten über die Bildung von Sternen und Planeten. Ganz still wurde es, als Claude Nicollier seine Erlebnisse im Weltall schilderte und die kritischen Sekunden beim Takeoff mit den aufstartenden dröhnenden Raketentriebwerken beschrieb: ein Erlebnis, das er als einer der erfahrensten Astronauten überhaupt schon viermal und jedesmal mit anderen Raumfahrzeugen bewältigt hat. Doch dann übertönte das Publikum die Raketentriebwerke mit seinem Applaus für den Referenten. In der Symposiumsdokumentation der Website www.jostbuergi.com sind Zusammenfassungen der Vorträge abrufbar.

Fritz Staudacher

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